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Mit KI Schaltschrank-Layouts generieren

Fachartikel in der IT&Production Sonderausgabe „Wissen kompakt: KI“, Ausgabe 26/2025 (Dezember 2025)

Release für das E-CAD-System ELECTRIX AI 2026

Letztes Jahr gelang WSCAD mit der Veröffentlichung von ELECTRIX AI ein beachtlicher Coup. Jetzt ist das erste Major Release erschienen, mit dem die E-CAD-Software um zentrale Funktionen erweitert wurde. Die 2026er-Version kann Schaltpläne aus PDF- und DWG-Dateien automatisch importieren, interpretieren und zu Schaltschranklayouts verarbeiten – ein Schritt hin zu einer lernfähigen Plattform, die Wissen aus der Praxis aufnimmt und weiterentwickelt.

Die Elektrokonstruktion befindet sich im Umbruch. Während Maschinen, Anlagen und Produktionsprozesse längst digital geplant und simuliert werden, blieben viele Abläufe im Schaltschrankbau oft analog. Das von WSCAD im vergangenen Jahr veröffentlichte Electrix AI-System sollte das ändern, indem es Ingenieure verstärkt in die Rolle eines Dirigenten versetzt. Jetzt ist eine neue Version der KI-gestützten E-CAD-Software auf den Markt gekommen. Neue Funktionen machen es möglich, Schaltpläne aus PDFs oder DWG-Dateien automatisch zu importieren, zu interpretieren und in Projekte zu übertragen. Zudem kann die Software erstmals aus diesen Plänen vollständige Schaltschränke generieren. Electrix AI 2026 wird vom Anbieter als lernende Plattform positioniert, die sich mit jedem Einsatz weiterentwickelt und das Wissen der Unternehmen integriert.

Schaltschrank digital generieren in ELECTRIX AI.

Schnittstelle zum Menschen

Als WSCAD im das Produkt im Jahr 2024 vorstellte, galt das als bemerkenswerter Schritt für die Branche. Erstmals war eine KI nicht als Zusatzfunktion integriert, sondern als fester Bestandteil eines E-CAD-Systems konzipiert. Sie bildet die Schnittstelle zwischen Ingenieurinnen und Ingenieuren und dem hinterlegten elektrotechnischen Wissen. Die Anwendung unterstützt beim Verstehen, Vervollständigen und Validieren von Konstruktionen und macht damit komplexe Aufgaben auch für weniger erfahrene Nutzende zugänglich. Nach eigenen Angaben ist WSCAD weiterhin der einzige Anbieter, der eine derart tiefgreifende KI-Integration in der Elektrokonstruktion umsetzt. Mit dem 2026er-Release erweitert das Unternehmen diesen Ansatz um eine lernfähige Komponente. Die KI soll künftig nicht nur Konstruktionsprozesse unterstützen, sondern Schaltpläne eigenständig interpretieren und umsetzen können.

Automatischer Import von Schaltplänen

In der Praxis arbeiten Ingenieurinnen und Ingenieure häufig mit gewachsenen Datenbeständen – etwa mit Schaltplänen, die im PDF- oder DWG-Format vorliegen. Diese werden bislang meist manuell nachgezeichnet, überprüft und dokumentiert. ELECTRIX AI 2026 soll diesen Schritt in weiten Teilen automatisieren: Die Software kann vorhandene Unterlagen importieren, Symbole, Leitungen und Funktionen erkennen und sie in ein strukturiertes WSCAD-Projekt übertragen. Dadurch lässt sich der Aufwand für das Nachzeichnen potenziell verringern und die Konsistenz der Daten besser absichern. Auf diese Weise könnten auch ältere Bestandspläne in digitale, weiterverwendbare Formate überführt werden – insbesondere dort, wo Unternehmen mit heterogenen oder historisch gewachsenen Dokumentationen arbeiten.

Intelligente Schaltschränke und automatische Übersetzungen

Ab dem neuen Release kann die Software aus einem vorhandenen Stromlaufplan ein vollständiges, normgerechtes 2D-Schaltschranklayout generieren. Die KI soll Funktionsgruppen erkennen, Komponenten und Trägersysteme logisch platzieren, Verdrahtungswege berechnen und dabei Platzbedarf sowie thermische Vorgaben berücksichtigen. Das Ergebnis ist ein Vorschlag, der sich produktionsnah einsetzen und bei Bedarf anpassen lässt. Aufgaben, die bislang Erfahrung, manuelle Arbeit und Abstimmung erforderten, könnten dadurch deutlich schneller umgesetzt werden – die Rolle der Ingenieurin bzw. des Ingenieurs verschiebt sich hin zur übergeordneten Steuerung, Prüfung und Optimierung. Auch die Übersetzung von Schaltplänen in andere Sprachen, bislang häufig ein aufwendiger und fehleranfälliger Arbeitsschritt, soll künftig automatisiert erfolgen. Die Software ermöglicht diesen Prozess in kurzer Zeit und mit konsistenten Ergebnissen. Für global tätige Unternehmen kann dies zu einer spürbaren Entlastung bei Zeit und Kosten führen.

Eine lernende Plattform

Der vielleicht größte Unterschied zu klassischen Assistenzsystemen besteht darin, dass das Tools lernfähig angelegt ist. Mit jeder Anwendung kann die KI das im Unternehmen vorhandene Wissen teilweise übernehmen, Muster erkennen und wiederkehrende Komponenten oder bevorzugte Layouts identifizieren. Auf dieser Basis passt sie ihre Vorschläge schrittweise an. Daraus ergibt sich ein doppelter Effekt: Neue Mitarbeitende oder Auszubildende können vom in der Software abgebildeten Erfahrungsschatz profitieren, während zugleich unternehmensspezifisches Knowhow über längere Zeit erhalten bleibt. Gerade angesichts des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels kann dies ein relevanter Beitrag zur Wissenssicherung sein.

Produktivität und neue Karrierewege

Routinetätigkeiten wie das Nachzeichnen, die Normprüfung oder die Übersetzung von Schaltplänen sollen weitgehend automatisiert ablaufen, sodass sich der Fokus stärker auf Planung, Qualitätssicherung und Entwicklung neuer technischer Ansätze verlagern kann. Nach Angaben des Unternehmens lässt sich ein kompletter Schaltschrank, der bisher mehrere Stunden in Anspruch nahm, in wenigen Minuten generieren. Auch Anwender wie Wago berichten von Projektlaufzeiten, die sich nach eigenen Angaben teilweise deutlich verkürzen. Damit verändert sich die Rolle der Ingenieurinnen und Ingenieure: weg von repetitiven Aufgaben hin zu Steuerung, Bewertung und konzeptioneller Verantwortung. Zur Qualifizierung bietet WSCAD ein Weiterbildungsprogramm zum AI Certified Electrical Engineer an, das den Umgang mit KI-gestützten Werkzeugen systematisch vermittelt und die Anwendungskompetenz im Bereich digitaler Elektrokonstruktion erweitern soll.

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